Randenhof Fützen in Schweizerhand
Nach Schloss Hohenlupfen in Stühlingen ist nun auch der historische "Randenhof" in Schweizer Besitz
Hoch über Fützen, dem südlichsten Stadtteil von Blumberg, öffnet sich dem Wanderer und Touristen auf einer Hochebene des Randenwaldes unvermittelt in 840 Meter
Höhe der Blick auf den "Randenhof". Die Tradition und Historie dieses landwirtschaftlich geprägten Gehöftes reicht über 300 Jahre zurück. So lassen sich aus Urkunden und Schriften
Streitigkeiten zwischen der Stadt Schaffhausen und der Abtei von St. Blasien, die sowohl Fützen, Merishausen oder Beggingen betrafen, bis in die Jahre um 1585 nachweisen. Mit der im Jahre 1780
vollzogenen "Bereinrenovation" sollten die immer wieder zu schlichtenden Auseinandersetzungen wohl für alle Zeiten bereinigt werden. Nach der festgeschriebenen Überlieferung wurden die
von der "Löblichen Stadt Schaffhausen" bisher besessenen Rechte auf der Gemarkung Füezen, die Hohe Gerichtsbarkeit, den Forst-und Wildbann und die Jagdgerechtigkeit am 28. Juni 1722 vom
Hochfürstlichen Reichsstift St. Blasien gekauft und erhielt damit das "uneingeschränkte landesherrliche Superiotat und die Obrigkeit, samt Stock, Galgen und Halsgericht". In der Folge
musste jede Mannesperson, die das 15. Lebensjahr erreicht hatte, die Erbhuldigung einem jeden regierenden Fürsten und Abt zu St. Blasien ablegen. Trat ein neuer Abt in St. Blasien die Regierung an,
so erschien der Obervogt des Klosters, der in Ewattingen seinen Sitz hatte zu einem festgelegten Termin in Füezen und nahm nach einem feierlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche die
"Erbhuldigung" der Männer entgegen. Weiter geht aus einer Urkunde vom 14. November 1774 hervor, dass der damalige Besitzer Anton Müller eine Gastwirtschaft betrieb, die, an der damals
existierenden Straße von Füezen nach Merishausen und weiter nach Schaffhausen gelegen, von Fuhrleuten aus Schaffhausen wie aus dem "Schwabenlande" gerne benutzt wurde. Da das in
Grenznähe liegende Gehöft auch Unterschlupf für Schmuggler, Strolche und Spitzbuben bot, musste er die Wirtschaft auf herrschaftliche Anordnung schließen. Im Jahre 1781 wurde dem Sohn von
Anton Müller, Klaus Müller, nach einem Bittgesuch des Obervogtes von Ewattingen schließlich die Wirts- und Ausschankgenehmigung wieder zugesprochen. Klaus Müller wurde im Verlaufe seines Daseins
so beliebt, dass man im Volk seither nur noch vom "Klaushof" auf dem Randen sprach. (Anmerkung: Auch heute noch ist auf jeder Land- und Wanderkarte bei der Ausweisung des Randenhofes in
Klammern auch der Name "Klausenhof) eingedruckt und nach 240 Jahren haben vor allem ältere Leute den Namen "Klausenhof" noch im Gedächtnis. - Nicht zu verwechseln mit dem
"Klausenhof" in Epfenhofen, Familie Leingruber.- Da nun der neue Besitzer und Schweizer Bürger aus dem "Zürcher Weinland" mit Vornamen Klaus heißt und er am Nikolaustag,
6.Dezember 2013 die Schlüsselübergabe feiern konnte (Kaufvertrag v.19.9.2013), will er künftig mit Genugtuung in seinem internen Umfeld vornehmlich nicht den Namen Randenhof, sondern eben den
"Klausenhof" manifestieren. Die Gemeinde Fützen in deren Besitz einst das Anwesen mit seinen knapp 20 Hektar Wiesen-und Ackerland war, mühte sich seit grauer Vorzeit mit wechselndem
Erfolg, den Hof, auf dem zeitweise die Zeit stillzustehen schien, samt Landwirtschaft durch Pächter bewirtschaften zu lassen. Nach neuerdings intensiv angestellten Recherchen lassen sich die Namen
der Pächter zumindest um über 100 Jahre zurückverfolgen. Hierzu sei vermerkt, dass durch Kriegseinwirkung im Jahre 1945 mit dem Schul-und Rathaus auch sämtliche Akten des Grundbuchamtes
verbrannten. Die Pächter, soweit zu erfahren, waren: Ambrosius Schneider, Randendorf, 1881-1898 (kaufte später den Eichhof), Geschwister Sauter, Nordhalden 1910 - 1920, Gebrüder Schafbuch,
Fützen 1920-1930, Familie Heinrich ?, 1930 - 1935,Karl Elsäßer Fützen 1935 - 1952, Familie Bachmann-Isele, Birkendorf, 1952-1964, Norbert u. Jakobine Wetzstein, Büsslingenn-Welschingen,
1966-1973, Hanseugen Vogelsanger Beggingen/CH,1976-1984, Wolfgang Burger, Fützen, 1986 - 1998. Dazwischen gab es auch immer wieder Leerstände. Im Jahre 1999 verkaufte die Stadt Blumberg das Anwesen
an Natascha und Andreas Rimbrecht, wobei die Grundstücke, ca. 18 Hektar Wiesen-und Ackerland aber im Besitz der Stadt blieben und derzeit an einen Landwirt aus Fützen verpachtet sind. Viele Jahre
mussten die Betreiber der Hauswirtschaft auf jeglichen Komfort verzichten, vor allem die Verfügbarkeit und Qualität des Trinkwassers für Mensch und Vieh ließ zu wünschen übrig und erst im Jahre
1986 wurde eine Quelle erschlossen, die allerdings auf Schweizer (Merishausen) Hoheitsgebiet liegt. So ist heute der Wasserlieferant -ein kleines Kuriosum- die Stadt Schaffhausen. Für die
Unterhaltung und Pflege der Wasserleitung ist der Besitzer zuständig und somit kostenpflichtig. Nicht minder rückständig war lange Zeit die Versorgung mit Elektrizität. Erst im Jahre 1952
errichtete die Gemeinde Fützen eine Stromleitung von den Siedlungen hinauf auf die Höhe des Randens. Bis dahin wurde der Strom recht mühsam durch einen Göpel erzeugt, der von Pferden, bzw. Ochsen
angetrieben wurde. Der neue Besitzer, ein Geschäftsmann aus dem Kanton Zürich, will das Gehöft, das von den Vorbesitzern Zug um Zug zumindest im Wohnbereich renoviert wurde, weiter pfleglich
ausbauen, sieht sein neues Domizil als reines "Ausruhnest" für seine Familie und die vier Pferde und will möglichst ungestört die herrliche Natur, den nahen Wald und den weiten Blick in
den Schwarzwald in Ruhe genießen. Die Jäger und das Wild wird's freuen.
Randenhof (Klausenhof) Fützen schrieb einst Geschichte Warum der Randenhof gebaut wurde
Wenn heute die zahlreichen Touristen und Wanderer von ihrem Feriendomizil in Blumberg die Höhen des Randens erklimmen und vom Randenhof (Klausenhof) möglicherweise weiter bis zum viel besuchten
"Hagenturm" bei Merishausen/SH wandern, ahnen sie wohl nicht, dass auf dem gleichen Weg einst schon römische Soldaten marschierten und bereits im 17. und 18. Jahrhundert zahlreiche Korn-
und Güterfuhren diesen beschwerlichen Weg befuhren. Damit wird aber auch klar, warum einst auf dem Randen eine Raststätte für die Fuhrleute errichtet wurde. Die damalige territoriale
Zersplitterung brachte es mit sich, dass die Nord-Süd-Route mit mehreren Zollstätten belastet wurden. Fürstenberg zog damals seinen Zoll in Blumberg (Zollhaus) ein.- Der
österreichisch-nellenburgische Zoll war in Bargen stationiert und im Jahre 1713 errichtete Tengen im "Schlauch" eine Zollstätte mit Wirtshaus. Schikanen und wiederholte Sperrungen
belastete den Verkehr und selbst die "Totenwege" der Bargener blieben oft von Schikanen nicht verschont. Um diese Schwierigkeiten auszuräumen, ließ die Stadt Schaffhausen um 1700 die
alte Straße über den Randen, die einst sogar die "Via Regia" (Königsstraße) genannt wurde, wieder ausbauen. In der Folge musste für die Fuhrleute und Pferde hierzu eine
Unterkunftsmöglichkeit geschaffen werden und Schaffhausen, das in Füetzen, Grimmelshofen und Epfenhofen die hohe Gerichtsbarkeit besaß, erteilte Anfang 1701 einem Wilhelm Schudel von Beggingen die
Bewilligung, auf diesem Scheitelpunkt des Randens eine Wirtschaft zu erbauen. Daraufhin gab der Abt von St. Blasien, der in den genannten Orten die niedere Obrigkeit besaß, einem Anton und Klaus
Müller aus Fützen die Genehmigung zum pachtweisen Betreiben der Raststätte. Besitzer war ursprünglich Wilhelm Schudel aus Beggingen. Am 25. Januar 1729 brannte das Gehöft durch Brandstiftung
von vier Gaunern ab, wurde aber bald wieder aufgebaut. Über weitere Quereleien auf dem Hof und an den Grenzen wurde bereits an anderer Stelle berichtet. Jedoch scheint während des spanischen
Erbfolgekrieges (1701-1714) der Verkehr auf der Randenstraße ziemlich stark gewesen zu sein, denn die Österreicher überwachten "im Schlauch" den Verkehr aus dem Raum Donaueschingen
argwöhnisch und wollten verhindern, dass Frankreich aus dem deutschen Wirtschaftsgebiet verproviantiert würde. Dadurch litten nun allerdings die Schaffhauser und Zürcher Getreidemärkte
beträchtlich und Österreich bezeichnete die Umfahrung über den Randen als Schmuggel im großen Stil. Aber auch die Fuhrleute nach Rheinheim, Zurzach und Zürich und teilweise sogar nach Basel
versuchten die Schaffhauser Zoll- und Stapelgebühren zu umgehen und fuhren über die Randenstraße direkt nach Siblingen, Löhningen und Beringen oder dann über das Hemmental und die
"Breite" zum Ziel. Dies führte letztlich dazu, dass Schaffhausen, nachdem angebrachte Zolltafeln nichts änderten, die Wege über den Randen zu den genannten Ortschaften einfach
"verrammeln" ließ. Doch die Fuhrleute fanden wiederum, unterstützt durch Fürstenberg und St. Blasien, den Weg durch das Wutachtal. Im Jahre 1716, als sich die Verhältnisse nach dem
spanischen Erbfolgekrieg wieder einigermaßen normalisierten, ging nach und nach der Verkehr über die Randenstraße aus verschiedenen Gründen immer mehr zurück. Um weitere Spannungsfelder zu
entschärfen (z.B. Jagd, Quellgebiete und Wasserrechte) und sich das Interesse der Stadt Schaffhausen an diesem Gebiet verminderte, trat sie ihre Hoheit über Füetzen und Grimmelshofen 1722 an den
Abt von St. Blasien ab. (17.01.2014 - Bericht und Bilder: E. Schüle)
|